Der Versammlungsschutz wurde aufgebaut: 1. auf einer energischen und psychologisch richtigen
Leitung der Versammlung;2. auf einem organisierten Ordnertrupp.
Wenn wir Nationalsozialisten damals eine Versammlung abhielten, waren wir Herren derselben und
nicht ein anderer. Und wir haben dieses Herrenrecht ununterbrochen in jeder Minute schärfstens betont.
Unsere Gegner wußten ganz genau, daß, wer damals provozierte, unnachsichtlich hinausflog, und wären
wir selbst nur ein Dutzend gewesen unter einem halben Tausend. In den damaligen Versammlungen,
besonders außerhalb Münchens, trafen auf fünfzehn, sechzehn Nationalsozialisten fünf-, sechs-, sieben-
und achthundert Gegner. Allein wir hätten dennoch keine Provokation geduldet, und unsere
Versammlungsbesucher wußten sehr gut, daß wir uns lieber hätten totschlagen lassen, als zu
kapitulieren. Es war auch öfter als einmal, daß
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sich eine Handvoll Parteigenossen gegen eine brüllende und schlagende rote Übermacht heldenmütig
durchgesetzt hat.
Sicherlich wären in solchen Fällen diese fünfzehn oder zwanzig Mann zum Schlusse überwältigt
worden. Allein die anderen wußten, daß vorher mindestens der doppelten oder dreifachen Zahl von
ihnen der Schädel eingeschlagen worden wäre, und das riskierten sie nicht gerne.
Wir haben hier aus dem Studium marxistischer und bürgerlicher Versammlungstechnik zu lernen
versucht und haben auch gelernt.
Die Marxisten hatten von jeher eine blinde Disziplin, so daß der Gedanke der Sprengung einer
marxistischen Versammlung wenigstens von bürgerlicher Seite gar nicht kommen konnte. Um so mehr
beschäftigten sich immer die Roten selbst mit derlei Absichten. Sie hatten es allmählich nicht nur zu
einer bestimmten Virtuosität auf diesem Gebiet gebracht, sondern gingen endlich so weit, in großen
Gebieten des Reiches eine nichtmarxistische Versammlung an sich schon als Provokation des
Proletariats zu bezeichnen; besonders dann, wenn die Drahtzieher witterten, daß bei der Versammlung
ihr eigenes Sündenregister vielleicht aufgezählt werden könnte, um die Niedertracht ihrer
volksbelügenden und volksbetrügerischen Tätigkeit zu enthüllen. Sowie dann auch eine solche
Versammlung angekündigt wurde, erhob die gesamte rote Presse ein wütendes Geschrei, wobei sich
diese prinzipiellen Gesetzesverächter nicht selten als erste an die Behörden wandten mit der ebenso
dringenden als drohenden Bitte, diese "Provokation des Proletariats", "auf daß Ärgeres verhütet werde", sofort zu verhindern. Je nach der Größe des beamteten Kalbskopfes wählten sie ihre Sprache und
erzielten ihren Erfolg. Befand sich aber auf einem solchen Posten ausnahmsweise wirklich ein deutscher
Beamter, nicht eine beamtete Kreatur, und lehnte die unverschämte Zumutung ab, dann folgte die
bekannte Aufforderung, eine solche "Provokation des Proletariats" nicht zu dulden, sondern sich am
Soundsovielten in Massen in der Versammlung einzufinden, um "den bürger-
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lichen Kreaturen mit Hilfe der schwieligen Faust des Proletariats das schandvolle Handwerk zu legen".
Nun muß man so eine bürgerliche Versammlung gesehen, muß ihre Versammlungsleitung in ihrem
ganzen Jammer und in ihrer Angst einmal miterlebt haben! Gar oft wurde ja auf solche Drohungen hin
eine Versammlung glatt abgesagt. Immer war aber die Furcht so groß, daß man statt um acht Uhr selten
vor drei Viertel neun Uhr oder neun Uhr zur Eröffnung kam. Der Vorsitzende bemühte sich dann durch
neunundneunzig Komplimente, den anwesenden "Herren der Opposition" klarzumachen, wie sehr er
und auch alle anderen Anwesenden sich innerlich freuten (glatte Lüge!) über den Besuch von Männern,
die noch nicht auf ihrem Boden stünden, weil ja nur durch gegenseitige Aussprache (die er damit gleich
von vornherein feierlichst zusagte) die Auffassungen einander nähergebracht, das gegenseitige
Verständnis geweckt und eine Brücke geschlagen werden könnte. Wobei er nebenbei noch versicherte,
daß es keineswegs die Absicht der Versammlung wäre, Leute ihrer bisherigen Auffassung etwa
abspenstig zu machen. Beileibe nein, es solle nur jeder nach seiner Fasson selig werden, aber auch den
anderen selig werden lassen, und darum bitte er, daß man den Referenten seine Ausführungen, die
ohnedies nicht sehr lang sein würden, zu Ende führen lasse und der Welt nicht auch in dieser
Versammlung das beschämende Schauspiel des inneren deutschen Bruderhasses biete.. Brrr.
Das Brudervolk von links hatte dafür allerdings meist kein Verständnis; sondern ehe der Referent noch
begonnen hatte, mußte er unter den wüstesten Beschimpfungen auch schon zusammenpacken, und man
erhielt nicht selten den Eindruck, als ob er dem Schicksal noch dankbar wäre für die schnelle Abkürzung
der martervollen Prozedur. Unter ungeheurem Spektakel verließen solche bürgerlichen
Versammlungstoreadore die Arena, sofern sie nicht mit zerbeulten Köpfen die Treppen hinunterflogen,
was sogar oft der Fall war.
So bedeutete es für die Marxisten allerdings etwas Neues,
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als wir Nationalsozialisten unsere ersten Versammlungen aufzogen, und besonders wie wir sie aufzogen.
Sie kamen herein in der Überzeugung, das Spielchen, das sie so oft gespielt, selbstverständlich auch bei
uns wiederholen zu können. "Heute machen wir Schluß!" Wie so mancher hat nicht diesen Satz beim
Hereingehen in unsere Versammlung großmäulig einem anderen zugerufen, um blitzschnell, ehe er noch
zum zweiten Zwischenruf kam, schon vor dem Saaleingang zu sitzen.
Erstens war schon die Leitung der Versammlung bei uns eine andere. Es wurde nicht darum gebettelt,
unseren Vortrag gnädigst zu gestatten, auch nicht von vornherein jedem eine endlose Aussprache
zugesichert, sondern kurzerhand festgestellt, daß die Herren der Versammlung wir seien, daß wir
infolgedessen das Hausrecht besäßen, und daß jeder, der es wagen sollte, auch nur einen Zwischenruf zu
machen, unbarmherzig dort hinausflöge, von wo er hereingekommen sei. Daß wir weiter jede
Verantwortung für einen solchen Burschen ablehnen müßten; wenn Zeit bleibe und es uns paßte, so
würden wir eine Diskussion stattfinden lassen, wenn nicht, dann keine, und der Herr Referent, Pg.
Soundso, habe jetzt das Wort.
Schon darüber staunten sie.
Zweitens verfügten wir über einen straff organisierten Saalschutz. Bei den bürgerlichen Parteien pflegte